Painted black

Pfingsten, ein verlängertes Wochenende welches man gerne im Stau verbringt? Auf jeden Fall für eine Menge Menschen, deren Familien quer über Deutschland verteilt sind. Wir haben das Wochenende auch dazu genutzt die Familie zu besuchen, aber dieses Mal war für mich anders, ganz anders. Bekanntlich ist zu Pfingsten in Leipzig das Wave-Gotik Treffen (WGT). Eines der größten Treffen der Schwarzen Szene, mit der ich nicht wirklich viel zu tun habe. Einer meiner Freunde im Rheinland jedoch schon. Er wollte sich das schon lange mal anschauen und wir hatten praktische Übernachtungsmöglichkeiten. Warum sollte ich eigentlich nicht mit dabei sein, schwarze Klamotten hat man ja ein paar im Schrank. Und so machten wir den Plan zum WGT zu gehen. Gesagt, getan!

Es ist wirklich alles schwarz. Es gibt viele tolle Menschen. Gute Konzerte und abgefahrene Locations. Es gibt Skurriles. Es war mir eine Freude und ich habe es genossen und mich keinen Moment unwohl gefühlt. Lest selbst

1. Tag Belantis – Jubiläumseröffnungsfeier
Viel Verwunderung und Kritik soll es gegeben haben. Eine Jubiläumsfeier einer schwarzen Veranstaltung in einem Freizeitpark? War wohl dann doch ok, 10k sollen da gewesen sein. Wir standen 50 min am Eingang um unsere Eintrittsbändchen zu bekommen und die Schlange füllte sich immer wieder auf. Dancefloors waren am Start und „Grufties“ auf jedem Fahrgeschäft. Ein schöner entspannter Start mit einem sehr beeindruckendem Feuerwerk am Abend.

2. Tag Hämmernde Schläge – Mittelalter und Moritzbastei

Auf ging es zu einem kleinen Mittelaltermarkt, auf dem die angepriesene Feuershow nicht wirklich toll war. Dafür waren Feuer- Performancekünstler neben der eigentlichen Verantstaltungsfläche umso cooler. Dann ging es zu „In the Nursery“ (wohl Vorreiter einer Musiksrichtung Material Industry) im Volkspalast (Kuppelhalle). Eine sehr coole Location, in der ich auch zum ersten Mal gewesen bin. Die Akustik war top, die Musik …interessant und nicht verkehrt, aber nichts was ich mir zuhause auf den Plattenspieler packen würde. Aber eine unglaubliche Performance des Trommlers, der nicht nur das Schlagzeug perfekt beherrschte, sondern auch auf riesige Pauken und anderes mir nicht so richtig identifizierbares Gewerk einschlug.

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Kuppelhalle im Volkspalast

Danach ging es obligatorisch noch in die Moritzbastei zu schwarzer Diskomusik. Dort konnte ich am Rande ein interessantes Gespräch eines fast nackten Mannes (bekleidet mit engem Lederhöschen und Piercings) belauschen, der darüber berichtete wie warm eigentlich Kettenhemden sind.

3. Tag Elbisch Rock im Völki / Der goldene Reiter / Dunkle Blume

Nach dem ich gesehen hatte, dass es im Völkerschlachtdenkmal auch Events gab, war das für mich Anlass genug Daniel vor dem eigentlich Konzert dort einmal hoch zu scheuchen, um die geniale Aussicht über Leipzig zu genießen. Das haben wir dann auch gemacht und es ist nicht schlecht, die Letzten und Einzigen auf der Aussichtsplattform zu sein. Leider mussten wir vor dem eigentlichen Event das „Völki“ noch einmal verlassen und konnten dann dort Elbischen Rock beiwohnen: Posaune, Orgel und Schlagzeug spielten Songs aus „Herr der Ringe“ ein interessantes Happening in perfekter Kulisse.

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Bild: Elbisch Rock im Völki

Dann gab es etwas Zeit zu überbrücken bis es in den Felsenkeller ging. Am Eingang machte man uns keine Hoffnung: „Das Event ist überfüllt, wahrscheinlich kommt ihr hier nicht mehr rein“. 10 -15 min später waren wir drin und konnten einen „alten Hasen“ erleben …oder besser einen absoluten Profi. Joachim Witt stand auf der Bühne, er gab Alles mit einer guten Portion Humor, Dank, guter Show und „Die Flut“ und am Ende sogar „Der goldene Reiter“ …waren es zwei oder drei Zugaben ich weiß nicht mehr …ich war überrascht wie gut das war und ich habe schon viele Konzerte gesehen! Wir waren begeistert und jetzt konnte nichts mehr schief gehen.

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Bild: Joachim Witt im Felsenkeller

Jetzt noch in die Stadt in den Club Darkflower. Zwei Floors, einer mit Elektrokram und sonstigem und einer mit viel Gitarren (ich hatte meinen Floor gefunden :-)). Auch da war die Überraschung groß. Viele der Sachen, die dort liefen, kannte ich noch nicht. Viel neuer Kram für mich, trotz meines ordentlichen Musikkonsums. Leider konnte ich nur wenig herausfinden ..aber ich fange gerade erst an zu stöbern. Besonders gut gefiel mir „Crossfaith“ mit dem Song Wildfire. Eine Mischung aus ElectroDance und Hardrock, ähnlich zu „Enter Shikari“ aber etwas härter bei Beats und Gitarren. Jetzt weiß ich auch, dass man diese Musikrichtung Trancecore oder Electrocore nennt. Das war ziemlich cooles Zeug!
Im Nachtbus zurück wurde ich dann noch von einem Punker mit Salatblättern aus einem Double Chicken garniert. Was solls…

4. Tag Agra Heidnisches Dorf/ Mesh / I like trains

 

Hauptverantstaltungsort, Zeltplatz – riesige Messehallen mit Shopping Meile für alles was das schwarze Herz begehrt und Konzerthallen. Einfach groß. Das Heidnische Dorf war so eine Art großer Mittelaltermarkt mit einer Menge Fressbuden, Jungfrauenversteigerungen, Bühne und allerlei Verkaufsstände mit doch ganz coolen Sachen. Tabakspfeifen weckten mein Interesse … schöne Schnitzereien, Klamotten und Schmuck. Sicherlich einer der größten Märkte dieser Art. Ein Stop zuhause um dann in den Kohlrabizirkus zu fahren (eine der größten Konzertlocations innerhalb des WGTs). Draußen eine riesige Schlange zu einen der bekanntest Acts „Mesh“ – Autos wurden abgeschleppt von einem Privatparkplatz nebenan. Auch hier hieß es wieder, mit 2 Stunden Wartezeit ist zu rechnen und es kommen erst wieder Leute rein, wenn welche rausgehen. 30 Minuten später waren wir drin ohne das sonderlich viele rauskamen. Mesh …ok aber für mich eher langweilig. Aber jetzt hatte ich noch etwas aufgetan, wieder im Volkspalast …endlich mal eine Band die ich gut kannte …“I like trains“. Akribisch wurde der Soundcheck durchgeführt, da kann man schon mal 30 Minuten später anfangen. Der Sound war dann umso besser, eine wirklich gute Performance von begeisterten Musikern. Wenn ich auch bei Progressive Rock immer wieder das Gefühl habe, dass jeder Titel zum Ende hin gleich klingt, die Band bestätigte das auch mit der Aussage „We can play the same song for 3 hours :-)“. Wieder ein toller Tag mit gelungenem Abschluss.

5. Tag Museum und Auszeit

Der letzte Tag war für mich ein Ausklingen, eine Fotoausstellung im Hauptbahnhof und ein Besuch des stadtgeschichtlichen Museums. Mit vielen Infos über die Szene und deren Entwicklung, Bestätigungen und Widerlegung von Vorurteilen, sowie viel vom 1. bis zum 25 WGTs. Anstregend, interessant und schön wars. Danke! Sollte man mal gemacht haben!

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